Stand: August 2018

Kamerun

Achtung! Weiße Perspektive!

Die Republik Kamerun liegt in Zentralafrika und grenzt an Nigeria, den Tschad, die Zentralafrikanische Republik, die Republik Kongo, Gabun, Äquatorialguinea und den Atlantischen Ozean. Die Hafenstadt Douala, in der ich meinen Freiwilligendienst leiste, ist die größte Stadt Kameruns; die zweitgrößte Stadt ist die Hauptstadt Yaoundé. Administrativ gliedert sich Kamerun in 10 Regionen, die jeweils eine Hauptstadt haben (z.B. ist Douala die Hauptstadt der Region Littoral). Das Land hat rund 25 Millionen Einwohner und ist mit einer Fläche von 475442 km² größer als Deutschland. Die Lebenserwartung liegt bei 58 Jahren. Zu den wichtigsten Krankheiten zählen HIV/AIDS, Malaria und Tuberkulose.

 

Kamerun liegt in der tropischen Klimazone und wird oft „Afrika im Kleinen“ genannt, da es alle wesentlichen Klimazonen und Vegetationen Afrikas beherbergt. So findet man im Süden tropischen Regenwald (Kongobecken), im Norden Steppenklima mit kurzer Regenzeit und großen Tag/Nacht-Temperaturschwankungen und dazwischen Savanne mit längerer Regenzeit. Zudem grenzt Kamerun an den atlantischen Ozean und der Kamerunberg, ein aktiver Vulkan, ist mit 4095 Metern Höhe die höchste Erhebung Westafrikas.

 

Der CFA-Franc ist die Währung Kameruns; 1 € entspricht 655,957 CFA-Franc.

Die Zeit in Kamerun ist aktuell (in der Sommerzeit) 1 Stunde hinter der Zeit in Deutschland. Da es in Kamerun keine Zeitumstellung gibt, haben Kamerun und Deutschland in der Winterzeit die gleiche Uhrzeit.

 

Im Jahr 1999 galt Kamerun als korruptestes Land der Welt. Aktuell belegt Kamerun auf der Rangliste des Korruptionsindex den Platz 153 von 180 Plätzen; die Korruption ist also immer noch ein weit verbreitetes Problem.

 

In Kamerun besteht nach wie vor eine deutliche Diskrepanz zwischen den bestehenden Gleichstellungsrechten und der Wirklichkeit. So sind Frauen meistens allein für den Haushalt zuständig, sie sind in der Politik unterrepräsentiert, ihre wirtschaftlichen Entfaltungsmöglichkeiten sind beschränkt, oft werden minderjährige Mädchen verheiratet und es wird Gewalt gegen Frauen und Mädchen angewendet. Auch sind Männer in familiären Angelegenheiten die Chefs.

 

Im Jahr 1472 landeten PortugiesInnen an der Mündung des Flusses Wouri und begannen den Handel mit Palmprodukten, Elfenbein, Zuckerrohr und Sklaven. Da der Wouri sehr garnelenreich war, nannten sie ihn „Rio dos Camarões" (Krabbenfluss). Später wurde das Land daher Kamerun gennant. Siehe Karte unten

 

Am 10.07.1840 unterzeichneten die Douala-Könige mit Großbritannien völkerrechtliche Verträge gegen den Sklavenhandel. Durch den Abschluss eines Schutzvertrages zwischen den Douala-Königen und dem deutschen Kaiserreich am 14.07.1884 wurde Kamerun deutsche Kolonie. So begann die gewaltsame deutsche Kolonialherrschaft: Die einheimische Bevölkerung wurde vertrieben, um Palmöl- und Kautschuk-Plantagen für das Deutsche Reich zu errichten. Zudem wurde durch Zwangsarbeit Infrastruktur (z.B. Straßen und Eisenbahnstrecken) für den Handel geschafften. Aufstände wurden blutig niedergeschlagen. Außerdem wurde Kamerun so Absatzmarkt für europäische Industrieprodukte.

 

Im Jahr 1911 erfolgte im Marokko-Kongo-Abkommen auf Kosten der französischen Kolonien in Zentralafrika eine bedeutende Vergrößerung der deutschen Kolonie (Neukamerun). Siehe Karte unten

 

Nach Deutschlands Kriegsniederlage 1918 im Ersten Weltkrieg ging Kamerun im Jahr 1919 durch den Versailler Vertrag offiziell in den Besitz des Völkerbundes über, der im Jahr 1922 wiederum ein Mandat zur Verwaltung an Großbritannien und Frankreich gab. Großbritannien erhielt zwei Gebiete, nämlich einen langen schmalen Streifen im Norden ("Northern Cameroons") und ein großes Gebiet mit Bamenda im Süden ("Southern Cameroons"). Das nördliche Gebiet wurde verwaltungsmäßig dem Norden Nigerias zugeschlagen, das südliche Gebiet wurde eigenes Verwaltungsgebiet in der Kolonie Nigeria. Die restlichen Gebiete (80% Kameruns) wurden frankophon. Siehe Karte unten

 

Ab 1945 kam es wiederholt zum Kampf um die Unabhängigkeit des französischen Treuhandgebietes. Dabei spielte von 1948 bis zu ihrem Verbot 1955 die UPC (Union des Populations du Cameroun) eine große Rolle.

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden beide Völkerbundmandate für Kamerun durch die UNO in Treuhandmandate umgewandelt, um eine allmähliche Selbstverwaltung bzw. die Unabhängigkeit Kameruns zu erreichen.

 

Im Jahr 1957 wurde Kameruns verfassungsgebende Versammlung gewählt und André Marie Mbida wurde zum Ministerpräsidenten der ersten kamerunischen Regierung ernannt, die begrenzte Kompetenzen hatte, denn insbesondere die Bereiche Sicherheit, Außenpolitik und Währungspolitik verblieben bei Frankreich. Nach dem Sturz der Regierung wurde Mbida als Ministerpräsident durch Ahmadou Ahidjo ersetzt.

 

Die UNO beschloss im Jahr 1960, dass auch die Treuhandgebiete wie Kamerun in die Unabhängigkeit zu entlassen sind.

Am 01.01.1960 wurde daher das ehemalige französische Treuhandgebiet unabhängig und nannte sich „Republik Kamerun“.

In den beiden anglophonen Gebieten fand eine getrennt ausgewertete Volksabstimmung statt. Der Norden des britischen Treuhandgebietes entschied sich für den Anschluss an Nigeria, während der südliche Teil sich für den Anschluss an die inzwischen unabhängig gewordene „Republik Kamerun“ entschied und seitdem das anglophone Westkamerun mit Bamenda bildet. Der Anschluss des südlichen Gebietes an die Republik Kamerun und die Unabhängigkeit erfolgte am 01.10.1961. Der so gebildete Staat nannte sich „Föderative Republik Kamerun“. Siehe Karte unten

 

Im Jahr 1960 wurde Ahmadou Ahidjo erster kamerunischer Präsident, der im Folgenden eine Diktatur der Einheitspartei UNC (Union Nationale Camerounaise) errichtete. Ahidjo trat 1982 das Präsidentenamt aus „Gesundheitsgründen“ an  den Premierminister Paul Biya ab, der nun zum Staatsoberhaupt und Vorsitzenden der Einheitspartei UNC wurde. 1985 wurde die UNC in RDPC (Rassemblement Démocratique du Peuple Camerounais) umbenannt und es blieb bei der Herrschaft der Einheitspartei.

 

Am 20.05.1972 wurde ein Referendum über die künftige Staatsform durchgeführt. In der Folge wurde die „Föderative Republik Kamerun“ mit einer Verfassung in einen Einheitsstaat umgewandelt, die „Vereinigte Republik Kamerun“. Der Nationaltag Kameruns ist daher der 20. Mai.

 

Im Jahr 1984 wurde die „Vereinigte Republik Kamerun“ wieder in „Republik Kamerun“ umbenannt (1. Verfassungsänderung).

 

In den Jahren 1990/91 kam es in Kamerun zu einer Bewegung für mehr Demokratie. Die RDPC hielt sich zwar an der Macht, aber es kam zu einer dosierten demokratischen Öffnung (Mehrparteiensystem, Pressefreiheit, freie Wahlen ab 1992). Seitdem wächst die Zahl der unabhängigen Medien in Kamerun rasant an.

 

Die 2. Verfassungsänderung von 1996 sah die Dezentralisierung des Staates vor. Es wurde eine zweite Parlamentskammer (Senat) eingeführt und die Amtszeit des Staatspräsidenten wurde auf sieben Jahre, mit einmaliger Möglichkeit der Wiederwahl, festgesetzt.

 

Im Jahr 2008 gab es eine 3. Verfassungsänderung, die eine unbeschränkte Amtszeit des Präsidenten und eine Immunität des Präsidenten über die Zeit der Präsidentschaft hinaus festsetzte. So ist es gut möglich, dass der 85-jährige Paul Biya, der seit 1982 der zweite Präsident Kameruns ist, im Herbst 2018 bei der Präsidentschaftswahl wiedergewählt wird. Da die Regierungspartei RDPC unter Führung Biyas deutlich mehr Sitze in der Nationalversammlung als die größte Oppositionspartei SDF (Social Democratic Front) hat, wird die kamerunische Politik trotz Mehrparteiensystems durch den Präsidenten Biya und die RDPC dominiert. Die Staatsform ist eine Präsidialrepublik.

 

Zu den Auswirkungen der ehemaligen Teilung Kameruns in einen britischen und einen französischen Teil:

Erstens gibt es in Kamerun zwei Schulsysteme: die anglophone Region orientiert sich am britischen Schulsystem, während in der frankophonen Region das französische Schulsystem vorherrscht. Das gleiche gilt für die Gerichtssysteme.

Zweitens kommt es seit Oktober 2016 immer wieder zu Konflikten, da sich der anglophone Teil benachteiligt fühlt. Einige Einwohner der anglophonen Regionen kämpfen für einen eigenen Staat. Auch dadurch hat sich die Sicherheitslage in Kamerun verschlechtert.

Zudem hat Kamerun zwei Amtssprachen, nämlich Englisch und Französisch.

 

Camfranglais, eine Mischsprache aus Französisch, aus dem Cameroon Pidgin-Englisch und aus einigen anderen Landessprachen, war anfangs eine Jugendsprache; nun wird die Mischsprache aber im ganzen Land gesprochen.

 

Kamerun ist mit 240 verschiedenen Volksgruppen und über 200 Landessprachen ethnisch sehr vielfältig. Manchmal führen die Gegensätze und Interessenskonflikte zwischen den verschiedenen Volksgruppen mit ihren verschiedenen Kulturen, Sprachen und Religionen zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Rund 70% der KamerunerInnen sind christlich, ca. 20% gehören dem Islam an und etwa 10% haben traditionelle Religionen, bilden andere Religionsgemeinschaften wie Sekten oder sind religionsfrei.
 

Karte: Gebiete Kameruns im Laufe der Zeit

Der kamerunische Präsident Paul Biya

 

Karte: Flüsse Kameruns

Die 1975 eingeführte Nationalflagge Kameruns ist eine Trikolore mit senkrechten Streifen in den drei panafrikanischen Farben (grün, rot, gelb) und hat zudem in der Mitte einen gelben fünfzackigen Stern, der für die Einheit des Landes steht. Grün steht für die reiche Vegetation, gelb für die Sonne und die Savanne und rot für das im Unabhängigkeitskampf vergossene Blut.

 

10 Regionen Kameruns und Nachbarländer