Ein April voller Erlebnisse

20.05.19:

 

 

Im April war ich so beschäftigt, dass ich erst jetzt dazu komme, über meine Reise in den Norden und den Besuch meiner Familie zu schreiben.

 

Am Samstag, den 06.04. fuhren Annika und ich mit dem Bus nach Yaoundé. Dort trafen wir uns in einer Eisdiele mit Daphne und Nils, bevor Annika, Nils und ich mit dem Nachtzug nach Ngaoundéré fuhren. Die etwa sechzehnstündige Fahrt verbrachten wir in einem Sitzabteil. Zum Glück konnte ich aber trotzdem gut schlafen.

Blick aus dem Zugfenster

In Ngaoundéré angekommen, fuhren wir mit dem Moto erst einmal zum Gästehaus der Katholischen Mission, um ein Zimmer zu reservieren.

Im Gästehaus hängte ich meine Kleidung auf, die von einem Platzregen in Yaoundé am vorherigen Abend noch vollkommen durchnässt war.

Anschließend besichtigten wir in Ngaoundéré das Lamidat, liefen über den Markt und betrachteten einige Moscheen von außen.

Übrigens sind die Personen muslimischen Glaubens im Norden Kameruns zahlenmäßig in der Überzahl. Während insgesamt in Kamerun die Christ:innen mit 70 % die Mehrheit bilden und nur rund 20 % der Einwohner:innen muslimisch sind.

Ein Teil des Lamidates in Ngaoundéré

Im Lamidat regiert ein Lamido, ein direkter Vasall eines Sultans.

Nils und ich bestiegen nachmittags noch einen Berg, von dem wir einen sehr schönen Blick auf Ngaoundéré hatten…

Am Montagmorgen machten Nils und ich uns auf den Weg zum Benoué-Nationalpark, der ungefähr auf halber Strecke zwischen Ngaoundéré und Garoua liegt.

Zu meinem Erstaunen sah ich auf der Busfahrt kaum Häuser, wie ich sie aus Douala kenne, sondern fast nur Dörfer mit Mauern aus Lehm und Dächern aus Stroh…

Auf der Strecke zwischen Ngaoundéré und Garoua

In der Umgebung von Ngaoundéré

Als wir am Nachmittag den Eingang des Nationalparks erreichten, teilten uns die Aufpasser mit, dass es schon zu spät für eine Safari sei. Das fanden wir sehr schade. Wir hatten dann aber großes Glück: Auf dem etwa einstündigen Weg mit dem Moto zum Camp im Nationalpark sahen wir nämlich Affen, Antilopen, Vögel und Giraffen!

Giraffen im Nationalpark

Auf der Safari am nächsten Morgen sahen wir dann auch noch die anderen Tiere, die man in diesem Nationalpark sehen kann, nämlich Krokodile…

(durchs Fernglas fotografiert)

und Nilpferde…

Nach der eindrucksvollen Safari fuhren wir mit diesmal zwei Motos aus dem Nationalpark. Das eine Motorrad hatte auf halber Strecke einen Platten, aber zum Glück erreichten beide Motos trotzdem den Ausgang. Nachdem wir unsere „Beignets haricots“ (frittierte Teigbällchen mit Bohnen) gegessen hatten, fanden wir ziemlich schnell einen Kleinbus, der uns in Richtung Garoua mitnahm.

 

Während einer kurzen Pause fiel plötzlich die Tür aus dem Bus. Aber damit gingen alle gelassen um: Die Tür wurde einfach zu dem Gepäck auf das Dach geschnallt, die Fahrgäste rückten alle etwas von der offenen Tür weg und wir fuhren weiter.

Dank der herausgefallenen Tür genossen wir mehr Fahrtwind und einen besseren Blick nach draußen.

An der „Carrefour Lagdo“ (Kreuzung Lagdo) stiegen wir aus und suchten ein Moto, das uns in das Hotel „Lodge Lagon Bleu“ brachte. Bevor ich schwimmen ging, ruhte ich mich dort erstmal aus…

Am nächsten Morgen bummelten wir ein bisschen am Strand entlang und kauften uns im Ort zur Erfrischung Getränke aus der Tiefkühltruhe.

Während sich die Schweine im Schlamm neben den Fischerbooten suhlten, wuschen die Einwohner sich und ihre Klamotten im Stausee.

Für Donnerstag war ein Ausflug zum Lamido-Palast Rey Bouba geplant. Das Hotel organisierte uns einen Motofahrer, mit dem wir die drei Stunden nach Rey Bouba fuhren. Dort angekommen, sollten wir in einem Warteraum Informationen über uns wie Namen und Nationalität auf einen Zettel schreiben und eine freiwählbare Fotografiersumme bezahlen. Nachdem wir ein paar Fotos vor dem Eingang des Lamido-Palastes gemacht hatten, wurde uns mitgeteilt, dass unser Besuch jetzt zu Ende sei. Weil wir so verblüfft aussahen, wurde uns erklärt, dass man den Lamido-Palast nicht betreten kann, wenn der Sultan nicht da ist. Da der Sultan gerade in Yaoundé auf einer Konferenz war, durften wir den Lamido-Palast also leider nicht von innen besichtigen. Das fanden wir sehr schade und ärgerlich angesichts des langen Weges und der relativ hohen Fotografiersumme, die wir in der Hoffnung auf gute Motive im Inneren des Lamido-Palastes bezahlt hatten. Nachdem wir ein bisschen durch den Ort gelaufen waren und gegessen hatten, fuhren wir also schon wieder zurück. Aber für die schöne Landschaft, durch die wir gefahren sind, hat sich der Ausflug schon gelohnt.

Am Freitagmorgen brachte uns derselbe Motofahrer nach Garoua. Von dort aus fuhren wir acht Stunden lang mit dem Bus nach Ngaoundéré, wo wir wieder in dem sehr schönen Gästehaus der Katholischen Mission übernachteten.

Am Samstag machten wir einen Ausflug zu einem See und einem Wasserfall östlich von Ngaoundéré.

Lac Tison

Am Lac Tison

Chutes de la Vina

Da wir noch viel Zeit vor der Abfahrt des Nachtzuges hatten, bummelten wir durch Ngaoundéré. Das Rumlaufen in Ngaoundéré war viel angenehmer als in Douala, da die Leute uns nicht „Les blanches, les blanches“ hinterherriefen, sondern uns einfach nur freundlich anlächelten. Ich fühlte mich daher so wohl in Ngaoundéré, dass ich am liebsten dort geblieben wäre.

 

Am Sonntagmorgen, den 14.04.19, kamen wir ziemlich schmutzig von der Reise wieder in Yaoundé an. Deshalb freute ich mich sehr über die Dusche im Gästehaus des Klosters, in dem ich schon in den Weihnachtsferien übernachtet hatte. Da wir diesmal im Schlafabteil gefahren waren, hatte ich zum Glück gut geschlafen. Anschließend machte ich in der Stadt noch ein paar Besorgungen wie das Kaufen von SIM-Karten für meine vierköpfige Kleinfamilie, die ich am Abend am Flughafen abholte.

 

Für Montag hatte ich mir ein sehr straffes Yaoundé-Besichtigungs-Programm überlegt: Zuerst besuchten wir das Nationalmuseum, dann besichtigten wir die Innenstadt, aßen zum Mittagessen sehr leckeren gegrillten Fisch…

und fuhren auf den Mont Fébé, von dem man einen sehr guten Blick auf die Stadt hat.

 

Blick vom „Monument de la Réunification“ herunter

 

Am Dienstag ging es dann schon weiter nach Douala. Die Busfahrt verlief -bis auf den Ausfall der Klimaanlage etwa eine Stunde vor Douala- gut. Angekommen, checkte meine Familie im Hotel ein, bevor wir gemeinsam die Umgebung erkundeten und ins Eiscafé gingen. Beim Abendessen in einem Restaurant lernte meine Familie meine Mitfreiwilligen Annika und Moritz kennen.

 

Am nächsten Tag zeigte ich meiner Familie den Kindergarten und das Collège, was sie sehr interessant fanden. Zum Mittagessen gab es dort natürlich Spaghetti-Omelette (siehe November-Bericht vom 03.11.18).

 

Während ich am Gründonnerstag mit meiner Klasse im Kindergarten eine Ostereiersuche machte, besuchte meine Familie das Seemannsmuseum in Douala. Nachmittags fuhren wir gemeinsam mit Annika zum Marché Central, um dort Stoff zu kaufen. Während mein Vater und mein jüngerer Bruder mit dem Moto schon zurück ins Hotel fuhren, fuhr ich mit meiner Mutter und meinem anderen Bruder mit dem Moto zur Schneiderin, um aus den Stoffen Kleidung schneidern zu lassen. Das erste Mal Moto zu fahren, war für meine Familie sehr aufregend. Vorher war ich mit ihnen nur Bus und Taxi gefahren.

 

Am Karfreitagmorgen machte ich beim Kreuzweg meiner Kirche mit. Hätte ich vorher gewusst, dass wir über sechs Kilometer in der Mittagshitze laufen würden, hätte ich definitiv meinen Sonnenhut mitgenommen und mir bequemere Schuhe als Ballerinas angezogen. Als wir wieder in der Kirche ankamen, waren wir alle erschöpft und stolz zugleich. Nach dem Segen besprengte uns der Pfarrer großzügig mit Weihwasser – eine willkommene Erfrischung. Mittags war meine Familie zum ersten Mal in unserer Wohnung, um sich anzuschauen, wie wir hier leben. Anschließend gingen wir gemeinsam zum Karfreitagsgottesdienst, wo ich im Chor sang. Nach der Kirche besuchten uns eine befreundete Deutschlehrerin und eine ehemalige Freiwillige, die gerade Urlaub in Kamerun machte, in unserer WG.

 

Am Samstag machten wir einen Spaziergang im Parcours Vita und gingen auf einen Handwerksmarkt (marché artisanal). Abends ging ich wieder zur Kirche, um in der Osternacht zu singen. In der Messe fand eine Massentaufe von etwa 300 jungen und alten Personen statt. Durch die Täuflinge und ihre Pat:innen war die Kirche schon halb voll, sodass viele Leute draußen mitfeierten. Die Stimmung war sehr ausgelassen und es wurde viel gesungen und getanzt, was mir sehr gefallen hat.

 

Am Ostersonntag war ich dann nochmal mit meiner Familie in der Messe und sang wieder im Chor. Es war schon anstrengend, in alle Ostergottesdienste zu gehen, aber ich wollte nichts verpassen, da ich ja nur für ein Jahr in Kamerun bin. Zum Mittagessen waren wir bei der Base navale zum Fisch essen (siehe September-Bericht vom 17.09.18). Zurück im Hotel, schwammen wir im Pool, meine Mutter schnitt mir die Haare und wir machten eine kleine Ostereiersuche im Hotelzimmer.

 

 

Von Montag, den 22.04. bis Freitag, den 26.04. fand ein Seminar in Kribi am Meer statt. Dabei beschäftigten wir uns mit der sozialpolitischen Situation in Kamerun (v.a. über die Menschenrechte) und in Deutschland (v.a. über Minderheiten). Teilnehmer waren nicht nur wir vier Nord-Süd-Freiwilligen, sondern auch fünf Süd-Nord-Freiwillige von BfdW (Kameruner:innen, die ab Sommer 2019 ihren Freiwilligendienst in Deutschland leisten) sowie vier eingeladene befreundete Kameruner. Während wir N-S-Freiwilligen so noch mehr über Kamerun lernen konnten, bekamen die S-N-Freiwilligen erste Vorstellungen von Deutschland. Am Donnerstag wurde(n) uns N-S-Freiwilligen, nach einer kleinen Einführung in die deutsche Sprache, ein oder zwei S-N-Freiwillige zum Deutschlernen zugeteilt. Ich habe mich seit dem Seminar schon mehrmals mit meinem Tandempartner in Douala getroffen, um ihm beim Deutschlernen zu helfen, was mir viel Spaß gemacht hat.

 

Meine Familie übernachtete in dem selben Hotel in Kribi und machte Strandurlaub, während ich das Seminar hatte.

 

Kribi

Am Montag besichtigte meine Familie ohne mich die Lobé-Wasserfälle (siehe Januar-Bericht "Heiße statt Weiße Weihnachten" vom 02.01.19), machte eine Bootstour auf dem Lobé und schaute sich die Innenstadt von Kribi an. Das gleiche machte ich einen Tag später mit der Seminargruppe.

(v.l.) Ich, Annika, Andrea, Moritz

 

Am Freitag fuhren wir wieder mit dem Bus nach Douala zurück. Nachmittags war ich mit meiner Mutter noch einmal auf dem Marché Central, was wieder erstaunlich entspannt war. Zum Abendessen waren wir lecker essen beim Senegalesen.

 

Während meine Familie ihre Koffer packte, wartete ich bei der Schneiderin mehrere Stunden auf die Kleidung für meine Familie. Anschließend zeigte ich meiner Mutter noch den Supermarkt, wo wir oft einkaufen. Bevor ich meine Familie abends ins Taxi zum Flughafen setzte, verbrachten wir gemeinsam noch einige nette Stunden in unserer WG.

 

 

Im April war ich aufgrund der vielen schönen Erlebnisse ziemlich glücklich. Jetzt, Mitte Mai, bin ich etwas traurig, da am Freitag schon die Schule endet und ich die Kinder und Erzieherinnen sehr vermissen werde. Außerdem finde ich es schade, dass ich nur noch zwei Monate hier in Kamerun habe, da es mir hier sehr gut geht und gefällt. Andererseits freue ich mich auf meine Freunde und Familie in Deutschland.