25.10.18:
Am Montag wurden die Wahlergebnisse der Präsidentschaftswahl in Kamerun verkündet. Der Langzeitpräsident Paul Biya wurde mit 71,28 % der Stimmen wiedergewählt. Gefolgt von Maurice Kamto mit 14,23 % und Cabral Libii mit 6,28 % der Stimmen.
Die Wahlbeteiligung lag bei ca. 54 %; also sind nur ein Viertel der wahlberechtigten Kameruner:innen zur Wahl gegangen.
Da die Separatisten in der anglophonen Region mit Angriffen auf die Wähler gedroht hatten, lag die Wahlbeteiligung im Nordwesten nur bei 5 % und im Südwesten bei 15 %.
Die Opposition ist geschockt und vermutet eine Manipulation der Ergebnisse, doch das Verfassungsgericht Kameruns wies sämtliche Beschwerden der Opposition gegen das Wahlergebnis als unbegründet ab.
Ich hatte ja geschrieben, dass die meisten Kameruner:innen von der Wiederwahl Paul Biyas ausgegangen sind. Sie haben also recht behalten. Die meisten Kameruner:innen sind definitiv nicht über den Sieg Paul Biyas begeistert, aber das Leben geht für sie wie gewohnt weiter.
Die anglophonen Kameruner:innen wünschen sich die Unabhängigkeit der anglophonen Region jetzt umso mehr und kämpfen weiter gegen das Militär.
22.10.18:
Afrika ist kein Land, sondern ein Kontinent. Das weiß jede Person. Aber nicht jede Person achtet in ihrer Sprache darauf. Ich muss zugeben, dass ich das auch noch nicht lange tue.
Ich werde oft so etwas gefragt, wie: „Außer Englisch und Französisch, spricht man hier auch eine afrikanische Sprache?“ Die Antwort darauf findet ihr unter Info und dann Kamerun, aber mir geht es gerade um etwas anderes: Wie komisch wäre es denn, wenn man sagen würde: „In Deutschland spreche ich eine europäische Sprache.“ Denn Deutschland ist nicht Europa - genauso wenig, wie Kamerun Afrika ist. Kamerun ist nur ein Land des sehr großen und vielfältigen Kontinentes Afrika.
Ich hoffe, ihr versteht das Beispiel!
21.10.18:
Die Zeit tickt in Kamerun anders als in Deutschland.
Damit meine ich jetzt nicht die Zeitverschiebung um eine Stunde, sondern, dass die Uhr hier langsamer tickt. Ich hatte ja geschrieben, dass mich die Unpünktlichkeit vieler Kameruner:innen manchmal genervt hat, zumal ich in Deutschland immer sehr pünktlich war. Mittlerweile habe ich mich aber ganz gut angepasst und komme selber zu spät. Da mir hier meine zwei Armbanduhren kaputt gegangen sind, trage ich jetzt keine Uhr mehr, sodass ich nicht mehr merke, wenn Leute zu spät kommen.
Auch das Lauftempo ist hier ein anderes. Die Kameruner:innen, mit denen ich bis jetzt unterwegs war, laufen viel langsamer als ich. Ja, ich weiß, ich laufe auch in Deutschland sehr schnell, was meine Freundinnen beim gemeinsamen Shoppen immer etwas genervt hat😉, aber selbst meine Freundinnen laufen schneller als die meisten Kameruner:innen, mit denen ich bis jetzt unterwegs war.
Apropos Zeit: Morgen sollen die Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen, die vor zwei Wochen stattgefunden haben, bekannt gegeben werden.
18.10.18:
„Braucht ihr keinen Fernseher?“ Das werden wir immer gefragt, wenn uns Kameruner:innen besuchen. Wir antworten dann, dass wir keinen Fernseher brauchen, da wir ja auch mit unseren Smartphones oder Laptops Nachrichten und Serien schauen können.
Bis jetzt lief bei allen Kameruner:innen, die wir Zuhause besucht haben, der Fernseher. Der Fernseher läuft sogar, wenn niemand im Raum ist. Eine Bekannte meinte letztens: „Eine Wohnung ohne Fernseher ist wie eine Wohnung ohne Licht.“ Fernseher gibt es aber nicht nur in den Wohnungen, sondern auch in Clubs und Restaurants. Wenn es genug Platz im Club gibt, dann zeigen mehrere Fernseher unterschiedliche Programme.
Am häufigsten wird Fußball geguckt.
17.10.18:
Die letzten Tage haben wir lecker gegessen :) …
Pfannkuchen
Hühnchen mit Gemüse und Reis
07.10.18:
Heute finden die Präsidentschaftswahlen in Kamerun statt. Favorit ist der 85-jährige Präsident Paul Biya, der seit fast 36 Jahren im Amt ist.
Ich hatte ja schon beschrieben, dass man in der Stadt fast nur Wahlplakate von Paul Biya sieht. Im Internet habe ich ein Foto gefunden, dass das noch besser zeigt…
Das sind die anderen acht Präsidentschaftskandidaten:
http://scd.rfi.fr/sites/filesrfi/dynimagecache/0/220/1836/1037/1024/578/sites/images.rfi.fr/files/aef_image/hon_joshua_osih_0.jpg
Joshua Osih
49 Jahre
von der Oppositionspartei SDF
anglophon
http://quotidieneconomie.com/wp-content/uploads/2018/06/Cabral-Libii.jpg
Cabral Libii
38 Jahre
Journalist
https://www.camernews.com/wp-content/uploads/2015/04/camernews-garga-haman-adji-tele.jpg
Garga Haman Adji
74 Jahre
https://www.camernews.com/wp-content/uploads/2017/08/camernews-kamto-1.jpg
Maurice Kamto
64 Jahre
ehemaliger Minister
https://cdn4.mivasocial.com/wp-content/uploads/sites/180/2017/06/Serge-Espoir-Matomba.jpg
Serge Espoir Matomba
39 Jahre
https://www.journalducameroun.com/wp-content/uploads/2018/08/ndam-njoya.jpg
Adamou Ndam Njoya
72 Jahre
https://237actu.com/storage/2018/09/Franklin-Ndifor-Afanwi.jpg
Ndifor Afanwi Franklin
37 Jahre
http://www.diaf-tv.info/wp-content/uploads/2018/06/34879384_1937638932926506_3785119180060098560_n-e1528717878395-660x330.jpg
Akere Muna
66 Jahre
Rechtsanwalt
Kandidatinnen gibt es nicht
Von den fast 25 Millionen Einwohner:innen Kameruns sind nur ca. die Hälfte der Einwohner:innen wahlberechtigt, da das Wahlalter bei 21 Jahren liegt. Von den wahlberechtigen Einwohner:innen haben sich nur 6,6 Millionen Wähler:innen registriert. Das bedeutet, das höchstens ein Viertel der Kameruner:innen wählen geht. Das liegt daran, dass viele Kameruner:innen kein Vertrauen in das Wahlsystem haben, da die Opposition dem Präsidenten in der Vergangenheit wiederholt Wahlbetrug vorgeworfen hat. Außerdem werden im anglophonen Teil kaum Menschen wählen gehen, da es erstens zu gefährlich ist und zweitens viele Anglophone die Wahl boykottieren wollen.
Ich hatte ja schon beschrieben, dass es hier überall Moto-Taxis gibt. Die Motorradfahrer sind aber, wie man vermuten könnte, meistens keine ungebildeten Leute, sondern haben das Abitur gemacht, danach aber keinen Job finden können. Das liegt z.B. daran, dass man an einer staatlichen Universität studieren muss, um später einen guten Job zu finden; das Studium kostet dort aber sehr viel Geld. Deshalb hoffen viele Jugendliche, dass ein anderer Präsident an die Macht kommt, der sich um eine bessere Ausbildung und mehr Arbeitsplätze kümmert. Aufgrund der großen Arbeitslosigkeit in Kamerun versuchen viele kamerunische Jugendliche, nach Europa auszuwandern.
06.10.18:
Unser Wasservorrat
In Deutschland war Leitungswasser für mich Trinkwasser. Hier ist das anders: Wir trinken das Leitungswasser hier nicht, sondern wir kaufen uns Trinkwasser in 1,5- oder 10-Liter-Flaschen. Wenn die Flaschen leer sind, füllen wir sie mit Leitungswasser auf. Diesen Wasservorrat benutzen wir zum Beispiel zum Duschen, wenn wieder einmal Wasserausfall ist.
06.10.18:
Da ja morgen die Präsidentschaftswahlen stattfinden, kann es gut sein, dass es zu Auseinandersetzungen kommt, da der aktuelle 85-jährige Präsident Paul Biya sehr umstritten ist. Deshalb sollen wir vorsichtshalber an diesem Wochenende und am Montag in unserer Wohnung bleiben.
Aus Sicherheitsgründen sollen wir auch größeren Menschenansammlungen bis zur Verkündung der Wahlergebnisse am 22.10.18 aus dem Weg gehen. Deshalb konnte ich gestern, am Weltlehrertag, leider nicht zur offiziellen Parade gehen, bei der alle Lehrer:innen marschieren. Aber ich durfte bei dem Fest danach in der Schule dabei sein. Wir haben dort lecker gegessen und viel getanzt.
Für den Weltlehrer:innentag gibt es jedes Jahr einen neuen Stoff, den (fast) alle Lehrer:innen an dem Tag tragen. Auch Moritz und ich haben uns etwas schneidern lassen…
Ich habe mir eine „Kaba“ schneidern lassen, ein typisch kamerunisches Kleid. Die Frau, mit der Moritz arbeitet, hat mir außerdem netterweise eine Kette und ein Armband dazu gebastelt.
LEONIE IN KAMERUN
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